Der Kuss des Sandmanns by Mark Billingham
Autor:Mark Billingham [Billingham, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-11-27T05:00:00+00:00
Margaret Byrne wohnte im Erdgeschoss eines kleinen Terrassenhauses in Tulse Hill. Sie war nicht das, was Holland und Tughan erwartet hatten. Sie war eine unscheinbare und vorzeitig ergraute Frau, wahrscheinlich Ende vierzig, und hatte beträchtliches Übergewicht.
Tughan konnte seine Überraschung nicht verbergen, als sie sie um die Eingangstür herum anblickte. Einen Fuß hatte sie gegen den Pfosten gestellt, damit die große rötliche Katze nicht hinausspringen konnte. Nachdem sie sich die Dienstausweise hatte zeigen lassen, bat sie die beiden bereitwillig herein. Sie beharrte darauf, ihnen Tee zu machen, sodass sich Tughan und Holland an einer Bande von mindestens drei weiteren Katzen vorbeischlängeln mussten, bevor sie zu den bequemen Sesseln im Wohnzimmer gelangten.
Holland dachte es, aber Tughan sprach es aus: »Hier stinkt’s wie die Pest«, zischte er. »Kein Wunder, dass er seine Meinung geändert und sich verpisst hat.«
Zum Tee wurde eine hübsche Auswahl an Keksen serviert. Holland lehnte sich zurück, wie ihm aufgetragen worden war, und überließ Tughan das Feld.
»Sie wohnen hier also allein, Margaret?«
Sie verzog das Gesicht. »Ich hasse Margaret. Können wir uns auf Maggie einigen?«
Holland lächelte. Weiter, dachte er, mach es ihm bloß nicht zu einfach.
»Tut mir Leid, Maggie …«
»Mein Mann ist vor ein paar Jahren ausgezogen. Ich weiß gar nicht, warum ich ihn so nenne, weil er nie auf die Idee kam, mich zu heiraten, aber egal …«
»Keine Kinder?«
Sie zog ihre graue Strickjacke fest um sich. »Ich habe eine Tochter. Sie ist dreiundzwanzig, wohnt in Edinburgh, und ich habe keinen blassen Schimmer, wo ihr Vater steckt.«
Sie nahm sich einen Keks und streichelte die schwarzweiße Katze, die auf ihren Schoß gesprungen war. Leise murmelte sie ihr etwas zu, bis sie sich hinlegte. Holland dachte, sie sei ein bisschen wie seine Mutter. Seit Ewigkeiten hatte er sie nicht mehr gesehen. Vielleicht würde er mit Sophie reden, ob sie sie zu sich einladen sollten.
»Gut, dann erzählen Sie uns doch von dem Mann mit dem Champagner, Maggie.«
»Haben Sie das nicht aufgeschrieben, als ich angerufen habe?«
Holland lächelte, Tughan nicht.
»Wir brauchen noch ein paar Einzelheiten, das ist alles.«
»Nun, es war gegen acht Uhr, glaube ich. Ich bin zur Tür gegangen, und da stand dieser Kerl und schwenkte eine Flasche Champagner. Er hat gefragt, ob hier die Party von Jenny sei.«
»Haben Sie eine Nachbarin, die Jenny heißt?«
»Ich glaube nicht. Er meinte, er sei sicher, dass er die richtige Adresse habe, und wir haben ein bisschen rumgealbert, bis er frech wurde, wissen Sie … dass es eine Schande sei, eine Flasche Champagner zu verschwenden. Er hat geflirtet … ich denke, er war leicht beschwipst.«
»Sie sagten bei Ihrem Anruf, Sie könnten uns eine gute Beschreibung geben.«
»Habe ich das? Oh, Mist. Gut, er war groß, auf jeden Fall über einsachtzig, Brille, sehr gut gekleidet. Er hatte einen sehr hübschen Anzug an, Sie wissen schon, teuer …«
»Farbe?«
»Blau, glaube ich, dunkelblau.«
Holland kritzelte alles auf seinen Block und hielt den Mund geschlossen wie ein braver Junge.
»Weiter, Maggie.«
»Er hatte kurzes, leicht graues Haar …«
»Leicht graues?«
»Ja, Sie wissen schon, nicht ganz grau, aber ansatzweise; allerdings war er noch nicht besonders alt, glaube ich. Auf jeden Fall nicht so alt wie ich.
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